Mitten in einer Krisenspirale: “Alle Horrorszenarien sind wahr geworden”

Die Welt steckt in einem Krisen­modus, auf den Poli­tik und Wirtschaft jahre­lang hinges­teuert haben. Geht es so weit­er, ste­ht eine let­zte Krise bevor, die alle bish­eri­gen über­trifft, mah­nt Energieökonomin Clau­dia Kemfert.Die Schock­wellen kamen mit Ansage: Vor knapp einem Jahr brach der Krieg in der Ukraine aus, dann kamen die Angst vor ein­er Gaskrise, eine zer­borstene Ost­see-Pipeline und explodierende Energiepreise, gefol­gt von der höch­sten Infla­tion­srate seit dem Ende des Zweit­en Weltkriegs. Das Ende der Abwärtsspi­rale? Nicht abzuse­hen, im Gegenteil.Wir wieder­holen ger­ade die Fehler, die uns in diese Sack­gasse manövri­ert haben. Deutsch­lands Gasprob­lem ist nicht gelöst. Denn egal, wo es herkommt: Gas steigert das Kriegs- und Krisen­risiko ins Uner­messliche. Nur erneuer­bare Energien sind Friedensenergien.Längst ist klar: Die deutsche Energiepoli­tik hat den rus­sis­chen Krieg gespon­sert – doch daraus haben wir anscheinend nichts gel­ernt. Stattdessen rüsten wir unser Land weit­er mit fos­silen Brennstof­fen auf. Jedes neue Flüs­sig­gaster­mi­nal schmiedet neue Abhängigkeit­en – wir tauschen das rus­sis­che Unter­drück­ungsregime gegen die Autokrat­en aus Katar und den Vere­inigten Ara­bis­chen Emi­rat­en. Das ist eine Nieder­lage, kein Befreiungsschlag.Deutschland, ruhe sanft?Im Früh­jahr 2022 sind viele Men­schen aufgeschreckt, als sich nicht mehr leug­nen ließ, dass Blut am rus­sis­chen Gas klebt. Ich dachte: Jet­zt haben alle den Schuss gehört. Doch die Prof­i­teure der fos­silen Brennstoffind­us­trie wussten das Land erneut einzuwick­eln. Sie san­gen die alt­bekan­nten Schlaflieder vom Gas als preiswert­er “Brück­en­tech­nolo­gie” und ver­bre­it­eten ihr Lieblingsmärchen der ange­blich unzu­ver­läs­si­gen Erneuer­baren. Deutsch­land, ruhe sanft!Das Ergeb­nis: Die Bun­desregierung tritt mit neuer fos­siler Infra­struk­tur, die es nicht ein­mal gebraucht hätte, die näch­sten Schock­wellen los. Schon jet­zt steck­en wir in ein­er Kli­makrise, die man zunehmend auch bei uns spürt – überdi­men­sion­ierte LNG-Ter­mi­nals, lange Verträge mit neuen Gasliefer­an­ten und der Wun­sch, in Afri­ka frische Gasvorkom­men anzuzapfen, rück­en uns immer näher an den Abgrund.Alle War­nun­gen waren vergebensWas muss geschehen, damit die Men­schen aus ihrem Dorn­röschen­schlaf aufwachen – Verteilungskriege um sichere Wohnge­bi­ete, frucht­bares Land und Trinkwass­er? Genau das ste­ht uns näm­lich bevor, sobald die fos­silen Energien den Plan­eten so aufge­heizt haben, dass weite Regio­nen unbe­wohn­bar werden.Davor war­nen wir Wis­senschaft­lerin­nen und Wis­senschaftler eben­so ein­dringlich, wie wir jahre­lang gemah­nt haben, Wirtschaft und Wohl­stand in Deutsch­land nicht von Rus­s­lands Gas abhängig zu machen. Eine Regierung nach der anderen hat uns ignori­ert. Und alle Hor­rorszenar­ien sind wahr gewor­den: Die hohen Energiepreise sind die Folge der fos­silen Monokul­tur und unser­er Abhängigkeit von dieser zer­störerischen Energieform. 300 Mil­liar­den Euro muss Deutsch­land ger­ade investieren, um die akuten Fol­gen der Energiekrise einzudäm­men. Wieder und wieder haben wir vor solchen Szenar­ien gewarnt – vergebens.Richtig schlimm trifft es derzeit die Ärm­sten und Schwäch­sten. Aber das ist erst der Anfang. Als Näch­stes dro­hen die Igno­ranz der Poli­tik und die Beschwörungs­formeln der Brennstof­fkonz­erne, uns den Kli­makol­laps zu brin­gen – der trifft dann auch die Reichen. Einen Ersatz­plan­eten gibt es für kein Geld der Welt.Erkenntnis ja, Umset­zung neinÜber­all auf der Erde spüren wir bere­its die Fol­gen des fos­silen Kriegs gegen die Natur: Hitze­tote, Ern­teaus­fälle, über­flutete Dör­fer, Städte und Län­der. In Wirtschaft und Poli­tik wird zunehmend erbit­tert um schwindende Öl- und Gasvorkom­men gekämpft, immer öfter auch mil­itärisch. Gle­ichzeit­ig nimmt die Zahl der Kli­maflüchtlinge zu; die Men­schen fliehen schon jet­zt, weil es in ihrer Heimat nicht mehr auszuhal­ten ist – wegen Kriegen und Kon­flik­ten, Dürre, Hitze oder anderen klimabe­d­ingten Katas­tro­phen. Je länger wir am Gas hän­gen, desto schlim­mer wird all das.Uns bleibt nur ein enges Zeit­fen­ster, um eine Kli­makatas­tro­phe zu ver­hin­dern. Den meis­ten ist das längst klar. Wir haben kein Erken­nt­nis­prob­lem, son­dern ein Umsetzungsproblem.Die nöti­gen Maß­nah­men sind alle bekan­nt, seit Jahren, wenn nicht seit Jahrzehn­ten. Im Kern geht es darum, die erneuer­baren Energien kon­se­quent und schnell auszubauen, unsere Auto-zen­tri­erte Verkehrspoli­tik gegen Städte zu tauschen, in denen der Men­sch im Zen­trum ste­ht. Es gilt, Gebäude zu däm­men, zu sanieren und auf grünere Heizmeth­o­d­en wie beispiel­sweise Wärmepumpen umzusteigen. Außer­dem müssen wir die Energie, die wir haben, viel effizien­ter nutzen – ger­ade auch in der Indus­trie. Wir müssen ver­net­zte Bat­ter­iespe­ich­er und andere längst erprobte Spe­ichertech­nolo­gien für grüne Energien rein­lassen, brauchen mehr Pump­spe­icherkraftwerke und Wasserstoffspeicher.Die let­zte Schlacht­Die To-do-Liste ist lang. Aber sie ist zu bewälti­gen, wenn wir sie gemein­sam ange­hen – Kom­munen, Unternehmen und Pri­vatleute. Dafür braucht es nur den poli­tis­chen Willen und den richti­gen Rah­men – passende Geset­ze und vere­inzelt auch gezielte finanzielle Förderung.Der Krieg in der Ukraine zeigt, dass wir längst in der Endrunde ein­er glob­alen Energiekrise steck­en. Gas, Öl und Kohle kämpfen ihre let­zte Schlacht. Wer den Schuss noch immer nicht gehört hat, will ihn nicht hören. Dabei soll­ten wir vor der erwart­baren Kli­makatas­tro­phe min­destens so viel Angst haben wie vor einem möglichen Atomkrieg.Es wird Zeit, dass die Men­schen erken­nen, wie sie bel­o­gen und manip­uliert wer­den. Es wird Zeit, dass wir unsere Demokratie und unsere Frei­heit ret­ten. Es wird Zeit, das fos­sile Zeital­ter zu beenden.Die im Gast­beitrag geäußerten Ansicht­en geben die Mei­n­un­gen der Autorin oder des Autors wieder und entsprechen nicht notwendi­ger­weise denen der t‑on­line-Redak­tion.



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